Die meisten Unternehmen haben bereits eine gewisse IT-Sicherheitsstruktur etabliert. Die ständige Bedrohung durch Cyberangriffe und die damit verbundenen existenziellen Risiken sind bekannt. Doch IT-Sicherheit ist längst nicht mehr nur eine Frage der Technik – sie ist eine rechtliche Pflicht. Eine Vielzahl neuer Gesetze, Verordnungen und Richtlinien soll Unternehmen dazu bewegen, ihre digitale und analoge Infrastruktur widerstandsfähiger gegen Angriffe und Störungen zu machen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die wichtigsten Vorschriften und Handlungsfelder.
Was bedeutet IT-Compliance? Bedeutung & gesetzliche Vorgaben
Unter IT-Compliance versteht man die Einhaltung gesetzlicher, interner und vertraglicher Vorgaben im Bereich der IT-Sicherheit. Eine effektive IT-Compliance ist nicht nur eine rechtliche Notwendigkeit, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil der unternehmerischen Risikovorsorge. Doch viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, den Überblick über die aktuellen Anforderungen zu behalten. Verstöße können empfindliche Strafen nach sich ziehen.
Cybersicherheitslage 2024: Warum jetzt Handlungsbedarf besteht
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beschreibt die Cybersicherheitslage in seinem aktuellen Lagebericht als „angespannt“. Die Zahl der Angriffe, sowohl durch staatlich gesteuerte Akteure als auch durch kriminelle Organisationen, steigt stetig. Die wirtschaftlichen Schäden für betroffene Unternehmen können immens sein: Betriebsstillstand, Datenverluste, Reputationsschäden, hohe Bußgelder und nicht zuletzt Insolvenzen drohen.
Die aktuelle Bedrohungslage sollte Anlass genug sein, bestehende Sicherheitsmaßnahmen auf den Prüfstand zu stellen, mit den gesetzlichen Vorgaben abzugleichen und erforderliche Anpassungen vorzunehmen. Wer glaubt, dass eine unzureichende Umsetzung rechtlicher Anforderungen folgenlos bleibt, nur weil keine unmittelbaren Sanktionen drohen, irrt.
IT-Sicherheit als Chefsache: Persönliche Haftung der Geschäftsführung
Der Gesetzgeber hat auf die verschärfte Bedrohungslage mit einer Vielzahl neuer Sicherheitsgesetze reagiert. Ziel ist die Erhöhung des europaweiten Cybersicherheitsniveaus – mit einem klaren Fokus auf Prävention und einer strukturierten Reaktion auf Sicherheitsvorfälle.
Zugleich wird die Verantwortung für IT-Sicherheit auf die höchste Unternehmensebene verlagert: Geschäftsführungen und Vorstände werden persönlich haftbar gemacht. Wer IT-Compliance ignoriert oder fahrlässig handelt, muss mit empfindlichen Sanktionen rechnen. Dazu gehören nicht nur Bußgelder in existenzgefährdender Höhe, sondern auch persönliche zivil- und strafrechtliche Konsequenzen.
Die wichtigsten IT-Sicherheitsgesetze für Unternehmen im Überblick
Die folgenden Gesetze und Richtlinien haben den weitesten Anwendungsbereich und sind daher für die meisten Unternehmen relevant:
1. NIS2UmsuCG (Das deutsche NIS2-Umsetzungsgesetz): Neue Cybersicherheitsanforderungen
Die europäische NIS-2-Richtlinie zielt auf ein hohes, einheitliches Cybersicherheitsniveau ab. Unternehmen, die unter die Regelung fallen, müssen sich registrieren, Risikomanagementmaßnahmen umsetzen und Cybersicherheitsvorfälle professionell handhaben. Die Aufsicht über die Umsetzung erfolgt durch staatliche Stellen. Die nationale Umsetzung in Deutschland verzögert sich voraussichtlich bis Ende 2025.
Handlungsempfehlung:
- Prüfen Sie, ob Ihr Unternehmen unter die NIS2-Regelung fällt.
- Registrieren Sie Ihr Unternehmen frühzeitig auf den nationalen Registrierungsportalen
2. KRITIS-DachG: Schutz kritischer Infrastrukturen
Das KRITIS-Dachgesetz setzt die europäische CER-Richtlinie um und ergänzt die NIS2-Vorgaben durch spezifische Anforderungen an die physische Resilienz kritischer Infrastrukturen. Unternehmen müssen Risiko- und Krisenmanagementpläne erstellen und Meldepflichten erfüllen.
Handlungsempfehlung:
- Unternehmen sollten Risiko- und Krisenmanagementpläne erstellen.
- Erfüllen Sie Meldepflichten und setzen Sie Sicherheitsmaßnahmen um.
3. KI-Verordnung (KI-VO): Regeln für den Einsatz von KI
Die europäische Verordnung über künstliche Intelligenz regelt die sichere und rechtskonforme Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz. Besonders hohe Anforderungen gelten für “Hochrisiko-KI”.
Handlungsempfehlung:
- Entwickeln Sie interne KI-Richtlinien, um Haftungsrisiken zu minimieren.
- Schulen Sie Mitarbeiter im verantwortungsvollen Umgang mit KI.
- Passen Sie Arbeitsverträge & Betriebsvereinbarungen an.
4. Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO): Pflicht zur IT-Sicherheit
Die DS-GVO schreibt vor, dass personenbezogene Daten technisch und organisatorisch angemessen geschützt werden müssen. Unternehmen müssen dabei den “Stand der Technik” berücksichtigen und ihre Maßnahmen regelmäßig überprüfen.
Handlungsempfehlung:
- Datenschutz sollte fest in die IT-Sicherheitsstrategie integriert werden.
- Dokumentieren Sie alle Maßnahmen zur Datensicherheit & Compliance.
5. Produktsicherheitsverordnung (GPSR): Neue Anforderungen für Hersteller & Händler
Die neue Produktsicherheitsverordnung gilt für Wirtschaftsakteure in der gesamten Lieferkette, die mit Verbraucherprodukten agieren, also alle Produkte, die für Verbraucher bestimmt sind oder vernünftigerweise von ihnen genutzt werden könnten – unabhängig davon, ob sie neu, gebraucht oder repariert sind.
Handlungsempfehlung:
- Überprüfen Sie, ob Ihre Produkte die neuen Sicherheitsstandards erfüllen.
- Führen Sie Sicherheitskontrollen über den gesamten Produktlebenszyklus durch.
6. Cyber Resilience Act (CRA): IT-Sicherheit für digitale Produkte
Mit dem CRA soll die Sicherheit von “Produkten mit digitalen Elementen” durch ein verpflichtendes Sicherheitszertifikat gestärkt werden. Hersteller müssen ein Sicherheitskonzept umsetzen und die Cybersicherheit ihrer Produkte über deren gesamten Lebenszyklus hinweg gewährleisten.
Handlungsempfehlung:
- Bereiten Sie sich auf die ab 2027 geltenden Vorgaben vor.
- Implementieren Sie Security by Design in den Entwicklungsprozess.
7. EU Data Act: Kontrolle und Nutzung von Daten neu geregelt
Der EU Data Act (ab 12.09.2025) regelt den Zugang und die Nutzung von Daten vernetzter Geräte. Nutzer erhalten mehr Kontrolle über ihre Daten, während Hersteller und Anbieter verpflichtet werden, die Datenweitergabe zu ermöglichen. Ob und in welchem Umfang ein Unternehmen von diesen Regelungen betroffen ist, muss im Einzelfall geprüft werden. Zudem existieren für einzelne Branchen und Sektoren weitergehende spezifische Vorgaben.
Handlungsempfehlung:
- Überprüfen Sie Ihre technischen Schnittstellen & Vertragsklauseln.
- Bereiten Sie Lizenzverträge zur Datenweitergabe rechtzeitig vor.
Ob und in welchem Umfang Unternehmen von den vorstehenden Regelungen betroffen sind, muss im Einzelfall geprüft werden. Zudem existieren für einzelne Branchen und Sektoren weitergehende spezifische Vorgaben.
Fazit: IT-Compliance als strategische Notwendigkeit
Die rechtlichen Anforderungen an IT-Sicherheit steigen kontinuierlich. Unternehmen müssen ihre IT-Compliance-Strategie kontinuierlich anpassen, um rechtssicher und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wichtige To-Dos: ✅ Sicherheits- & Compliance-Maßnahmen prüfen und anpassen ✅ Mitarbeiter & Führungskräfte zu IT-Sicherheitsrisiken schulen ✅ Lückenlose Dokumentation & juristische Bewertung der Compliance-Maßnahmen
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